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Erfahrungsbericht zu einem medizinischen Hilfseinsatz mit Medical Mission Network Mexico, von Johanna Schöpe (Assistenzärztin der Stiftung)

„Hallo und schön, dass Sie sich Zeit nehmen, meinen Erfahrungsbericht über meinen zweiwöchigen medizinischen Einsatz in Mexico zu lesen.

Mein Name ist Johanna Schöpe, und ich bin seit Januar 2015 in der Katholischen Stiftung Marienhospital Aachen als Assistenzärztin angestellt. Zunächst war ich in der Klinik für Inneren Medizin im Marienhospital Aachen tätig und seit über einem Jahr bin ich nun in der Rehaklinik „An der Rosenquelle“ glücklich.

Nun wollte ich schon lange meine Reiselust mit meiner beruflichen Qualifikation verbinden, wollte jedoch noch nicht für mehrere Monate oder Jahre an einem solchen Einsatz teilnehmen. Durch meine Mutter, die selbst Hebamme ist, bin ich auf das Projekt aufmerksam geworden. Das Bewerbungsverfahren war unkompliziert und der Einsatz zeitlich begrenzt, somit konnte ich meinen Wunsch auch im Alltag nachgehen.

Nachdem mir meine Chefin spontan den Urlaub genehmigte, konnte ich mit meiner Mutter unter dem Motto „Liebe in Aktion“ zwei Wochen im Februar nach Mexico reisen und den Hilfseinsatz für die Ureinwohner Mexicos, die Maya, mit meiner ärztlichen Tätigkeit unterstützen. Sämtliche Kosten wurden durch mich privat getragen, vor Ort war jede Kleinigkeit durch die Verantwortlichen organisiert.

Ziel war es, den Maya eine regelmäßige medizinische Grundversorgung zu ermöglichen, da diese oft weit von der Zivilisation entfernt im mexikanischen Busch leben und kein Geld besitzen. Dafür sind wir in die Region Quintana Roo  gereist und haben von den Städten Bacalar und Felipe Carrillo aus täglich unsere Einsätze in das Umland mit ein bis zwei Stunden Entfernung gemacht.

Das Team bestand aus circa acht bis zehn Ärzten, mehreren Übersetzern (Deutsch-Spanisch, Spanisch-Maya), Krankenschwestern und Interessierten im Alter von 25 bis 85 Jahren. Dabei gab es vier festangestellte mexikanische Ärzte (26-27 Jahre alt) und wechselnden ausländischen oder inländischen Ärzten. Trotzdessen, dass die einheimischen Kollegen nur wenige Jahre Berufserfahrung hatten und ohne Ober- oder Chefärzte praktizierten, waren sie sehr gut in verschiedenen Disziplinen ausgebildet und haben die volle Verantwortung für jeden Patienten getragen. Wir konnten täglich circa 200 Patienten behandeln und medikamentös versorgen. In meinem Einsatz gab es sogar die Möglichkeit, ein kleines Blutbild, Urin-Stix sowie einen Vaginalabstrich zu machen.

Auch stand ein Sonografiegerät zur Verfügung, und ich hatte eine Auswahl an Medikamenten, die ich rezeptieren konnte. Ansonsten musste ich mich auf mein Wissen, Bauchgefühl und Stethoskop verlassen. Das war natürlich aufgrund der Sprachbarriere und den unterschiedlichsten Krankheitsbildern nicht immer einfach.

Beispielsweise gibt es dort eine teils sehr giftige Flora und Fauna, u.a. den Manchinelbaum, einer der giftigsten Bäume weltweit, der zu schweren Hautverätzungen führt. Auch parasitäre Erkrankungen sind dort alltäglich und eine Wurmkur für jeden Schüler halbjährlich Pflicht. Viele Patienten klagten  über orthopädische Beschwerden, diese kenne ich aus meiner Arbeit in der Rehaklinik „An der Rosenquelle“ sehr gut. Dort besteht jedoch nicht die Möglichkeit einer flächendeckenden endoprothetischen oder operativen Versorgung. Was blieb war das Verschreiben von NSAR (entzündungshemmende Medikamente), manuelle Therapien und Akupunktur.

Letztendlich war es für mich eine wertvolle Erfahrung, nicht nur weil ich mich mit einer medizinischen Versorgung ohne viele Hilfsmittel, Laborkontrollen oder Diagnostikmöglichkeiten zurechtfinden musste, sondern auch weil ich in den Einsätzen täglich Nächstenliebe erfahren durfte. Die Stimmung im Team und auch die Arbeit mit den Einheimischen waren sehr harmonisch und liebevoll.

Pater Bennett  sagte in einer der täglichen heiligen Messen am Morgen: „Der Dienst an notleidenden Menschen eröffnet uns einen Weg, mehr zu lieben und zu unserer Berufung zu finden. Nur durch Liebe gelangen wir an unser Ziel – und auch Liebe müssen wir täglich üben.“ Das ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben.

Mein Ziel mit diesem Erfahrungsbericht ist es, andere zu inspirieren, mit unserer guten Ausbildung auch abseits des Krankenhauses Zeit, Wissen und Liebe zu spenden. Durch den medizinischen Einsatz in anderen Kulturen können wir unseren Horizont im Alltäglichen regelmäßig erweitern.

Oft ist man neben vielen Überstunden, Krankheitsausfällen und Nachtschichten doch sehr frustriert und verliert den Blick für das Wesentliche. Mir hat diese Mission sehr gut getan, auch um mich daran zu erinnern, warum ich Ärztin werden wollte.

Falls sich einer von Ihnen interessieren sollte, dieses Projekt zu unterstützen, gibt es weitere Informationen unter www.medicalmissionnetwork.net.
Vielleicht möchte sogar selbst jemand an einem medizinischen Einsatz teilnehmen – dabei ist es egal, welcher Berufsgruppe man angehört: Die nächsten Einsätze finden vom 13.-27.10.2018 und vom 09.-24.02.2019 statt.“

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