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Wunderorgan Lunge

Ulrike Jöpen ist ein Jahr nach schwerwiegender Lungenerkrankung, Koma und künstlicher Beatmung wieder topfit

(v.l.n.r.): Katrin Schettler-Hampel (Leitung Lungenfunktion), Oberärztin Dr. med. Zviezdana Krings, Chefarzt Dr. med. Thorsten Winters und Ulrike Jöpen
Dr. med. Thorsten Winters

Chefarzt
Dr. med. Thorsten Winters

  • Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Pneumologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin
Ulrike Jöpen

Wenn man sieht, wie Ulrike Jöpen locker mit dem jungen und dynamischen Chefarzt Dr. med. Thorsten Winters (Klinik für Innere Medizin, Pneumologie im Marienhospital Aachen) beim Treppensteigen mithält, kann man sich kaum vorstellen, dass sie vor gut einem Jahr acht Wochen stationär im Marienhospital lag – und davon drei Wochen lang künstlich beatmet im Koma auf der Intensivstation! „Wir freuen uns so sehr, Sie heute gesund und munter wiederzusehen!“ Mit diesen Worten empfangen Dr. Winters und Oberärztin Dr. med. Zviezdana Krings die 58-Jährige bei ihrer Nachuntersuchung im Marienhospital. Ulrike Jöpen litt im August 2019 an einer pneumogenen Sepsis und einem Pleuraempyem, einer Eiteransammlung im Pleuraraum. Außerdem hatte sie zusätzlich noch einen sogenannten Pneumothorax, also ein Loch in der Lunge. „Ihre Lunge war bereits zusammengefallen, sie hatte eine sehr niedrige Sauerstoffsättigung und schwebte in Lebensgefahr, als der Rettungsdienst sie zu uns brachte“, erinnert sich der Chefarzt. „Das Krankheitsbild mit beidseitiger Lungenentzündung war sehr komplex, und wir mussten mit zahlreichen Komplikationen kämpfen“, erläutert der Intensivmediziner. „So mussten wir ihr beispielsweise mit Hilfe einer Thoraxdrainage den Eiter aus dem Pleuraraum entfernen. Eine weitere Drainage war notwendig, um die Lunge wieder zur Entfaltung zu bringen. Wir mussten nach langer Beatmung einen Luftröhrenschnitt (Trachotomie) durchführen und mit Ulrike Jöpen langsam wieder das selbstständige Atmen trainieren. Insgesamt dauerte es fünf Wochen, bis wir sie wieder vollständig aus dem Koma holen und sie auf unsere Normalstation verlegen konnten. Dort haben wir sie dann noch drei Wochen mobilisiert.“

„Das war eine gute Teamleistung“, betont der Chefarzt. „Auf der Intensivstation arbeiten Ärzte, Pflegepersonal und Physiotherapeuten in einem interdisziplinären Team zusammen. So kann man den Patienten immer aus verschiedenen Perspektiven betrachten.“

Kaum zu glauben, dass Ulrike Jöpen heute – ein gutes Jahr danach – nahezu keine Beschwerden mehr hat. Auch das Kontroll-CT ist einwandfrei: „Ihre Aufnahmen sind 1A, die Lunge hat sich komplett regeneriert und man sieht von der schwerwiegenden Erkrankung nichts mehr“, unterstreichen Dr. Winters und Dr. Krings zufrieden.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein Koma mit künstlicher Beatmung nicht spurlos an einem Menschen vorbeigeht. „Alle Muskeln bauen sich in der Zeit nahezu komplett ab und dazu gehört auch die Atemmuskulatur, die Beatmungspatienten müssen das Atmen also ganz neu trainieren und das erfordert viel Kraft und Geduld“, erklärt Dr. Krings. Hinzukommen die psychischen Belastungen in Form von Erinnerungslücken und Ängsten. „Ich wusste nachher nicht mehr, was Realität ist und was nicht“, erinnert sich Ulrike Jöpen betrübt. „Aber dank der anschließenden Reha, Ergo- und Physiotherapie und der psychologischen Betreuung bin ich heute wieder fast die Alte. Nur in meinen Beruf als Frisörin konnte ich noch nicht zurück“, bedauert die 58-Jährige. Ihr erster Wunsch nach dem Erwachen aus dem Koma liegt da auf der Hand: „Ich wollte einfach nur, dass man mir die Haare wäscht“, lacht die Eilendorferin humorvoll. „Ich bin allen so unendlich dankbar, alle Ärzte und Pflegekräfte haben einen super Job gemacht und die Intensivstation ist einfach top! Ohne meine Rettung in letzter Minute würde ich heute sicher nicht hier sitzen. Für mich ist klar: Sollte ich in Zukunft noch mal ins Krankenhaus müssen, kommt nur das `Marien´ in Frage!“