Storchenpost: Hör´mal, wer da (p) klappert
Wissen – Tradition – Weiterentwicklung
Teil 6 (oder Klapp(e) r 6
Ausgezeichnet! Das Hebammenwesen wurde 2016 von der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) ins bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen Dadurch erhält „Hebammenkunst“ große historische Anerkennung und unterstreicht damit einmal mehr die aktuelle Bedeutung und den hohen Stellenwert, den die Arbeit von Hebammen in unserer Gesellschaft und Politik haben muss. In „lebendiger“ Hebammenarbeit von heute vereinen sich jahrtausendaltes weitergegebenes Kulturgut und neueste medizinisch-wissenschaftliche Erkenntnisse in einer zunehmend komplexen Welt gesundheitlicher Bedürfnisse, Ansprüche, unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen mit sozioökonomischer und kultureller Vielfalt. Verdient Immaterielles (nicht anfassbares) Kulturerbe zu sein, ist hier u.a. die Tatsache, dass die Bandbreite des Hebammenwissens und Könnens rund um die Geburtsvorgänge „auch dann abrufbereit und einsatzbereit ist, wenn die technische Infrastruktur der Medizin nicht verfügbar ist“ (Dt. UNESCO-Kommission). Zusätzlich findet ein besonders hoher sozialer und kultureller Wert Ausdruck, in einer gelebten, engen Begleitung der schwangeren oder gebärenden Frau durch die Hebamme. Das war ursprünglich schon seit frühester Menschheitsgeschichte für Geburtshilfe bedeutsam, nämlich eine solidarische gegenseitig geleistete Hilfe unter Frauen in der Lebensphase mit Schwangerschaft und Geburt.
Mit dem Wandel der Zeit und dem beachtlichen wissenschaftlich/medizinischen Fortschritt, bleibt es nicht aus, dass sich auch der Hebammenberuf weiterentwickelt. Die in den letzten Jahrzehnten gewonnenen Erkenntnisse, als signifikanter Beitrag auch durch eine zunehmende Akademisierung von Hebammen geleistet, haben zu lebensrettender Qualitätsverbesserung in der Versorgung von Müttern und ihren Babys geführt. Deutsche Hebammen arbeiten bereits auf einem sehr akademisierten Niveau, arbeiten selbständig und unabhängig und tragen immer große Verantwortung. Und deshalb ist es 2020 soweit. Die Hebammenausbildung in Deutschland wird reformiert und wird notwendigerweise (EU-Richtlinie) vollständig akademisiert. Künftige Hebammen werden damit in Form eines dualen Studienganges an der Hochschule ausgebildet.
Hebammen und Ärzte werden auch zukünftig gut zusammenarbeiten und sich ergänzen müssen, trotz oder gerade wegen ihrer unterschiedlichen Perspektive, aus der sie darauf schauen, was Frauen, Familien und ihre Babys rund um die Lebensphase der Geburt brauchen. Das ist und bleibt der beste Start ins Leben und den gilt es im Miteinander anzustreben!
Herzlichst Ihre Anja Salmassi