Storchenpost: Hör´mal, wer da (p) klappert
Geboren mit Glückhaube - selten und besonders berührend
Teil 3 (oder Klapp(e) r 3
Als wenn der Moment der Geburt nicht allein schon heilig genug und ein Wunder zugleich ist; wird ein Kind mit einer sogenannten Glückshaube geboren, trägt dieses äußerst seltene Phänomen einen zusätzlichen Zauber in sich. Es sind diese atemberaubend magischen Momente, die mir immer wieder bewusstmachen, warum mein Beruf als Hebamme etwas ganz Besonderes und jedes Mal aufs Neue faszinierend ist.
Doch was ist eigentlich eine Glückshaube?
Bei einer Geburt mit Glückshaube wird das Kind mit der Fruchtblase (den sogenannten Eihäuten) ganz oder teilweise über dem Gesicht oder dem Kopf geboren. Damit das Kind atmen kann, öffnet die Hebamme oder einer der Geburtshelfer unmittelbar nach der Geburt vorsichtig diese manchmal zähe, durchsichtig-weißlich schimmernde Haut und schiebt sie vom Gesicht des Neugeborenen. Übrigens hat der Begriff „Glückshaube“ bereits eine sehr alte Geschichte. Schon im Mittelalter –
geprägt von abergläubischen Denkmustern und Ritualen – war dieses Geburtsphänomen von großer Bedeutung und galt als Glückszeichen für das Leben des neugeborenen Kindes sowie der gesamten Familie. Diesem Kind wurden „Geistesgröße und Großmütigkeit“, ja sogar „übernatürliche, sehende Fähigkeiten“ vorhergesagt. Unter anderem trocknete man diese Eihaut, vernähte Stücke davon in der Kleidung des Kindes, damit es stets beschützt sei und das Glück es nie verlassen möge.
Interessant, immer wieder stößt man bei Begriffen rund um die Geburt auf uralte reichhaltige Glückssymbolik und Legenden. Das zeigt uns, dass der Beruf der Hebamme einer der ältesten (Frauen-) Berufe der Welt ist. Hebammenkunst wurde schon im 3. Jahrtausend vor Christus in Form von Tempelmalereien dargestellt. Beeindruckend und einmal mehr ein guter Grund, den Hebammenberuf aktuell dringend gesellschaftlich und gesetzlich zu stärken!
Es wirkt sich nachweislich auf zukünftige Generationen aus, wie wir geboren werden. Ein guter Start ins Leben ist wichtig! Und wir Hebammen sind es, die schwangere Frauen auf eine aktive, selbstbestimmte und vor allem physiologische Geburt als naturgegebener Bestandteil des Lebens vorbereiten und dabei begleiten. Auch nach der Geburt sind Hebammen für Familien und ihre (nicht nur) neugeborenen Kinder über eine lange Zeit (sogar die gesamte Stillzeit!) da, stehen mit Wissen, Können, Empathie und Geduld zur Seite, Tag und Nacht, 24 Stunden, 365 Tage im Jahr – so natürlich auch bei uns im Marienhospital Aachen!
Herzlichst Ihre Anja Salmassi