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Storchenpost: Hör´ mal, wer da (p) klappert

Hilfreicher: Mitgefühl statt Mitleid

Anja Salmassi

Leitende Hebamme
Anja Salmassi

  • Bereichsleiterin Pflege
Teil 14 (oder Klapp(e) r 14

Seit über 60 Jahren gibt es schon die Geburtshilfe am Marienhospital Aachen. Aktuell befindet sich der Beruf der Hebamme in einem gesellschaftlichen sowie politischen (Werte-) Wandel. Eine Hebamme muss immer das „Ganze im Blick haben“, ihre vielseitigen Aufgaben rund um Schwangerschaft und Geburt verlangen zu jeder Zeit in hohem Maße physische und mentale Stärke.
Die Geburt als komplexes Geschehen von Hormonen und Emotionen ist wahrlich kein Spaziergang und mit nichts vergleichbar. Sie zu „überwachen“ ist das eine. Eine Geburt klar und handlungsfähig „zu begleiten“, wo nichts mehr verborgen bleibt, Angst, Schmerz und Verzweiflung über Stunden geballt zusammentreffen, kann selbst eine erfahrene Hebamme an Grenzen bringen. Doch es ist ihre professionelle Rolle, die sie als Hebamme definiert. „Midwife“ (engl. Hebamme), „Mit der Frau sein“ beschreibt die besonders vertrauensvolle Beziehung zwischen Hebamme und Frau – auch über die Geburt hinaus und prägt das Berufsbild in einzigartiger Weise. In der Frau alle Ressourcen aktivieren, geduldig und liebevoll sein, Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, dabei ein großes Maß an Empathie mitbringen, machen eine Hebamme zur helfenden Wegbegleiterin. Professionelles Mitgefühl ist eine Anteilnahme, die Würde bewahrt. Persönliches Mitleid dagegen würde in der Geburtsbegleitung eher eine zusätzliche Belastung für die Frau und den Geburtsverlauf sein.
Geburt prägt uns alle fürs ganze Leben. Eine Frau erinnert sich lebenslang auch an kleinste Details, wie es damals war, wie vor Anstrengung der Schweiß tropfte, wie sie sich selbst überlassen war mit ihren Schmerzen – „bis dann die Hebamme kam“. Wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt, dass es keineswegs allein das wichtigste ist, am Ende ein gesundes Kind im Arm zu halten, sondern auch, mit welcher Geburtserfahrung, insbesondere Zufriedenheit eine Frau aus der Geburt herausgeht und lebt. Dabei ist nicht nur die Qualität, sondern maßgeblich die Kontinuität der Hebammenbetreuung unter der Geburt der Schlüsselfaktor für messbar weniger Komplikationen. Die Wahrscheinlichkeit für eine normale Geburt steigt nachweisbar.
Hebammenbetreuung bei uns „im Marien“ fängt bereits mit dem frühen Kontakt in unserer Hebammensprechstunde an, einem Herzstück unseres Tuns. Hierin liegt ein Anfang, den seelischen und körperlichen Bedürfnissen einer schwangeren Frau gerecht zu werden. Mit der positiven Grundhaltung: „Du kannst dein Kind aus eigener Kraft gebären“, Vertrauen in den eigenen Körper zu schaffen, für jede Frau den individuell richtigen Weg für die Geburt ihres Kindes zu finden, bieten wir durch unsere Beratungs- und Kursangebote eine Anlaufstelle für Schwangere und werdende Eltern. Persönliche Gespräche zu vielen Themen in Zusammenarbeit mit dem tollen Ärzt*innen-Team runden den Anspruch an unser geburtshilfliches Handeln in der Elternschule „Öcher Domstadtkinder“, in unserem Kreißsaal sowie auf der Wochenbettstation ab. Dabei packt uns neben der großen Verantwortung immer wieder die Faszination, die Geburtshilfe mit sich bringt. Eine prima Sache, wenn Beruf und Berufung so viel Freude machen!
Herzlichst
Ihre Anja Salmassi

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