Niemanden alleine lassen
Der Ambulante Hospizdienst der Stiftung Marienhospital begleitet durch eine schwierige Zeit
Von Andrea Thomas für die KirchenZeitung des Bistums Aachen
Die Pandemie und das „Abstandhalten" haben Menschen einsam gemacht. Gerade auch in ihrer letzten Lebensphase. Der Ambulante Hospizdienst der Katholischen Stiftung Marienhospital ist im November 2019 gestartet und sah sich, noch ehe er sich richtig etablieren konnte, der Herausforderung gegenüber, Menschen in dieser doppelt schwierigen Zeit gut zu begleiten.
„Der Tod gehört nun einmal zum Leben dazu. Deshalb ist es wichtig, Menschen in dieser letzten Phase des Lebens nicht allein zu lassen. Gerade da ändern sich Fragen und Sichtweisen. Wenn dann da jemand ist, der zuhört und dem man alle Fragen stellen kann, dann gibt das allen ein Stück Ruhe zurück", sagt Verena Sußmann, Koordinatorin des Dienstes, der an das Seniorenzentrum St. Severin in Aachen-Eilendorf angegliedert ist.
Ihre Kollegin Jolanthe Kocurek ist ausgebildete Altenpflegerin und kümmert sich innerhalb des Dienstes unter anderem um den Aufbau der Trauerarbeit. Sie weiß, wie wichtig gerade das „Da-Sein" ist. ,,Es braucht oft gar nicht viel und man muss nicht mal viel reden. Einfach mal eine Hand halten, sich Zeit nehmen. Niemand muss alleine und einsam sterben." Und man bekomme viel zurück: ein Lä- cheln, einen Händedruck, einen dankbaren Blick. Das mache auch selbst glücklich.
Die Erfahrung machen auch die Ehrenamtlichen, die sich im Ambulanten Hospizdienst engagieren. Aktuell sind das 28 Personen, die fertig ausgebildet sind, sowie weitere elf, die zurzeit den Befähi gungskurs absolvieren. Eine gute Mischung, quer durch Altersstufen, Berufe und Religionen. ,,Wir arbeiten eng mit der evangelischen Gemeinde zusammen und haben auch eine muslimische Ehrenamtliche", berichtet Verena Sußmann. Es sei toll, dass die Ehrenamtlichen sich mit dem Thema auseinandersetzten und bereit seien, sich Zeit zu nehmen, um Menschen in dieser Lebensphase zu begleiten. Natürlich habe die Corona-Pandemie die Sache nicht leichter gemacht, zumal es den Dienst da noch nicht lange gegeben habe, aber sie hätten versucht, so gut es ging, auch da unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen weiter zu begleiten und da zu sein. Einige Ehrenamtliche mit Kindern oder alten Eltern hätten sich etwas zurückgenommen, und auch die Nachfragen aus dem häuslichen Umfeld seien noch verhalten. Die Menschen seien ängstlich. Verena Sußmann und Jolanthe Kocurek hoffen, dass sich das jetzt langsam wieder entwickelt.
Denn beiden ist wichtig, nicht nur zu vermitteln, wir sind da und unterstützen, sondern auch, dass Begleitung nicht erst ganz zum Schluss beginnen muss. ,,Gerne schon früher, wenn Menschen einsam sind", sagt Jolanthe Kocurek. Vertrauen aufzubauen, brauche Zeit, und Vertrauen wiederum brauche es, damit Menschen sich öffneten, und für sie als Begleitung, um herauszufinden, was Menschen am Lebensende brauchten. ,,Wir singen, lesen vor, hören zu, erzählen oder beten mit den Menschen, ganz individuell", berichtet Verena Sußmann. Und manchmal erfüllten sie auch letzte Wünsche, wie „noch mal zum CHIO" oder „einen Hund streicheln". Außerdem ist der Dienst gut vernetzt, unterstützt und berät auch bei Fragen zu Vorsorge und Pflege. All das ist für die Menschen, die dieses Angebot in Anspruch nehmen, kostenlos. Gleiches gilt für die Befähigungskurse für die Ehrenamtlichen, die gut zu begleiten beiden ebenfalls ein Anliegen ist.