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News-Update Covid-19

Mit Augenmaß und in kleinen Schritten zurück zum normalen Klinikbetrieb

Wichtige Hinweise für Patienten und Besucher (Stand: 20. Mai 2020)

  • Die Sprechstunden in allen Kliniken finden wieder statt (alle Infos finden Sie auf den Seiten der jeweiligen Klinik).
  • Im Krankenhaus gilt für Patienten, Besucher und Mitarbeitende eine generelle Maskenpflicht (auch für Sprechstundenbesuche).
  • In unserem Gebäude und auf dem Gelände gelten die allgemeingültigen Abstandsregeln von 1,5 Metern. Bitte halten Sie diese – auch in den Patientenzimmern – ein!
  • Das Besuchsverbot für Angehörige wird ab dem 20. Mai 2020 gelockert.
  • Alle Besucher müssen dann vor dem Eintritt in unsere Einrichtung einen Fragebogen ausfüllen mit Angaben zu Erkältungssymptomen und den persönlichen Kontaktdaten.
  • Den Fragebogen erhalten Sie in unserem Haupteingang oder als Download hier auf dieser Seite.
  • Nach der Abgabe des Fragebogens an unserer Rezeption erhalten Sie einen Besucherausweis. Bitte tragen Sie diesen gut sichtbar an Ihrer Kleidung.
  • Pro Patient ist pro Tag 1 Besuch von 1 Person für max. 2 Stunden erlaubt.
  • Die Besuchszeit gilt von 12:00 – 18:00 Uhr.
  • Auf unserer Intensivstation gilt ein grundsätzliches Besuchsverbot. Ausnahmeregelungen sind nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt/der Ärztin möglich.
  • Weitere Informationen zu Covid-19 haben wir Ihnen hier zusammengestellt...

Fragebogen für Besucher des Marienhospitals Aachen (bitte zu Ihrem Besuch ausgefüllt mitbringen und an der Rezeption abgeben. Vielen Dank!)

Im Gespräch (23. April 2020)

Benjamin M. Koch Vorstand

Alexianer Verbundgeschäftsführer
Benjamin M. Koch

  • Verbund Rheinland
Professor Dr. med. Thomas Möllhoff, M.Sc.

Ärztlicher Direktor Chefarzt
Professor Dr. med. Thomas Möllhoff, M.Sc.

Dr. med. Thorsten Winters

Chefarzt
Dr. med. Thorsten Winters

  • Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Pneumologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin
Sandra Stöbener

Pflegedirektorin
Sandra Stöbener

Covid-19: Rück- und Ausblick auf die Situation im Marienhospital Aachen

Was war aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie?
Benjamin Michael Koch: Die Corona-Pandemie hat und stellt, glaube ich, auch weiterhin alle Krankenhäuser vor Herausforderungen, die zumindest in Deutschland zuvor undenkbar waren: Der Mangel an Schutzausrüstung für unsere Mitarbeitenden, die nahe am Patienten tätig sind, d.h. insbesondere die Ärzte und Pflegekräfte. Wir haben sehr viel Energie in die Lösung dieser Problematik gesteckt, um unseren Mitarbeitenden und somit ja auch den Patienten immer maximalen Schutz zu bieten. Denn die Gesundheit und Sicherheit für unser Personal und unsere Patienten hat für uns absolute Priorität. Auch wenn weiterhin der Bezug von Schutzausrüstung nicht einfach und insbesondere sehr teuer ist, haben wir es – auch durch eine Vielzahl externer Unterstützer – geschafft, immer einen umfänglichen Schutz für Mitarbeitende und Patienten sicherzustellen. Und das wird auch weiter so sein.

Welche strukturellen und personellen Entscheidungen haben Sie für das Marienhospital Aachen getroffen?
Benjamin Michael Koch: Wir haben sehr zügig eine eigene, sogenannte „Pandemie-Einheit“ etabliert mit einer separaten Covid-19-Isolationsstation. Hier werden nur Covid-19-Patienten behandelt, und wir achten stets auf eine strikte Trennung zwischen diesen und anderen Patienten. Darüber hinaus haben wir unsere Beatmungskapazitäten durch die Etablierung einer zweiten Intensivstation verdoppelt.
Sandra Stöbener: Personell haben wir unsere Dienstplangestaltung in den Kernbereichen Pneumologie, Intensivstation und Zentrale Notfallaufnahme den neuen Anforderungen angepasst, um umfassende Schulungen unserer Mitarbeitenden im Umgang mit Covid-19-Patienten durchzuführen. Darüber hinaus haben wir spezielle Pflegeteams etabliert, die sich ausschließlich um Covid-19-Patienten kümmern.

Wir können jetzt rückblickend sagen, dass sich dieses Vorgehen ausgezahlt hat und das gibt uns allen ein gutes Gefühl. Auch von unseren Mitarbeitenden bekommen wir für das besonnene und strukturierte Vorgehen unserer Pandemie-Einheit ein positives Feedback.

Sie haben mit Ihrem Team in kurzer Zeit eine komplette zweite Intensivstation auf die Beine gestellt. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie im Bereich Klinikbetrieb/Intensivbehandlung/Operationen, damit Sie Menschen mit allen Krankheitsbildern gerecht werden können?
Prof. Dr. med. Thomas Möllhoff: Es ist in der jetzigen Zeit außerordentlich schwierig, Menschen mit allen Krankheitsbildern gerecht zu werden. In den letzten Wochen hat das Thema Covid-19 die Presse, Funk und Fernsehen dominiert, so dass die Bürger praktisch den Eindruck gewonnen haben, im Krankenhaus werden nur noch Covid-19-Patienten behandelt. Diese Erkrankten nehmen aber nur einen kleinen Prozentsatz des von uns zu behandelnden Patientenklientels ein. Die Krankenhäuser der Region haben sich trotzdem auf eine große Welle schwerstkranker beatmungspflichtiger Patienten eingestellt und zusätzliche Intensivbetten geschaffen. Durch die dadurch notwendig gewordenen Personalverschiebungen ist es zwangsläufig – und das nicht nur an unserem Haus – zu erheblichen Einschränkungen des normalen Krankenhaus-OP-Betriebes gekommen. Wir haben bis Mitte April daher ausschließlich ein Notfallprogramm gefahren, d.h. nur Patienten operiert, die man nicht länger ohne notwendige Operation warten lassen kann.

Die Covid-19-Problematik hat aber noch andere für die betroffenen Patienten einschneidende Auswirkungen. Alle anderen Krankheitsbilder wurden durch die Covid-19-Problematik in den Hintergrund gedrängt, Patienten mit anderen Erkrankungen haben Angst bekommen, sich im Krankenhaus zu infizieren und das Krankenhaus auch bei akuten Krankheitsfällen aus dieser Angst heraus nicht aufzusuchen. So sehen wir in den Notaufnahmen der Krankenhäuser z.B. signifikant weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle. Das bedeutet aber nicht, dass diese jetzt seltener auftreten. Die Patienten bleiben in der akuten Phase ihrer eigentlichen Erkrankung aus Furcht vor einer – aus meiner Sicht – unbegründeten Angst heraus, sich im Krankenhaus mit Covid-19 zu infizieren, zu Hause, in der Hoffnung, es würde schon von alleine wieder besser. Nicht nur unsere Klinik für Kardiologie berichtet über signifikant weniger Herzinfarkte, die zu uns ins Marienhospital kommen, um sich kompetent behandeln zu lassen. Von einem befreundeten niedergelassenen Neurologen höre ich beispielsweise, dass er jetzt Schlaganfälle in der Praxis sieht, die eigentlich am Tag vorher in einer spezialisierten Einheit hätten therapiert werden müssen. Für die Therapie ist es am Tage darauf zu spät, und die neurologischen Ausfälle lassen sich dann nicht mehr reparieren. Gleiches gilt im Übrigen für die Herzinfarkte, wo irreversible unwiderrufliche Ausfälle der Herzfunktion hingenommen werden müssen, weil man sich nicht rechtzeitig in kompetente kardiologische Hände begeben hat.

Hier ist Aufklärung geboten, dass man eben kein erhöhtes Risiko hat sich mit Covid-19 zu infizieren, wenn man sich mit einer anderen Erkrankung in ein Krankenhaus begibt. Ja, wir behandeln im Marienhospital auch Covid-19-Patienten, diese aber auf speziellen vom Normalbetrieb abgetrennten sogenannten Pandemie-Einheiten mit eigenem Personal.

Das Zentrum für Innere Medizin am Marienhospital Aachen zeichnet sich durch die Mehrfachexpertise aus. Neben den drei internistischen Schwerpunktkliniken Pneumologie, Kardiologie und Gastroenterologie arbeiten Sie auch Hand in Hand mit der Anästhesie/ Intensivmedizin, Gefäßchirurgie, Radiologie und Notfallambulanz zusammen. Welche Vorteile ergeben sich daraus für unsere Patienten?
Dr. med. Thorsten Winters: Unsere schwer betroffenen Covid-19-Patienten sind häufig multimorbide und benötigen eine anspruchsvolle, interdisziplinäre Behandlung. Viele weisen neben dem Lungenleiden beispielsweise auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Durch unsere breite interdisziplinäre Expertise können wir einen maximalen Patientenschutz gewährleisten. An unserer Intensiv-Visite nehmen alle Fachdisziplinen teil und wir behandeln jeden Patienten im Experten-Team. Durch dieses Gesamtkonzept erreichen wir aus meiner Sicht die bestmöglichen Therapie-Ergebnisse.

Darüber hinaus bilden wir uns ständig weiter, tauschen uns mit anderen Kliniken aus und ziehen Erfahrungswerte unserer Kolleginnen und Kollegen aus Italien und Frankreich heran.

Nicht zuletzt ist unsere Klinik auch technisch auf dem neuesten Stand. Wir verfügen beispielsweise auch auf der Normalstation bei schwerer Erkrankten über die Möglichkeit einer Monitorüberwachung. Zusätzlich stehen uns extra umgerüstete Nichtinvasive Beatmungsgeräte zur Verfügung, mit denen wir die Atmung vorübergehend unterstützen können. Auf der Normalstation besteht außerdem die Möglichkeit einer nasalen Highflowtherapie.

Wie lange müssen Covid-19-Patienten, bei denen eine Krankenhausbehandlung notwendig ist, in der Regel stationär behandelt werden?
Dr. med. Thorsten Winters: Das ist sehr unterschiedlich. Unserer Erfahrung nach reicht die Aufenthaltsdauer von zwei Tagen für moderate Fälle – einige Patienten benötigen ein bis zwei Wochen, um wieder fit zu sein. Bei unseren Intensivpatienten sehen wir schwere Verläufe, die eine sehr komplexe Behandlung erforderlich machen und mehrere Wochen in unserer Obhut bleiben müssen.

Was sind Ihre Pläne für die schrittweise Rückkehr zu einem klinischen Normalbetrieb, den der Gesundheitsminister Jens Spahn jetzt für alle Krankenhäuser in Deutschland vorgesehen hat?
Prof. Dr. med. Thomas Möllhoff: Die Bundesregierung hat eine Lockerung der von ihr verhängten Maßnahmen beschlossen, Herr Gesundheitsminister Spahn hat die Krankenhäuser ermutigt, langsam zum Regelbetrieb überzugehen. Trotzdem sollen 30% der Intensivbetten für potentielle Covid-19-Patienten vorgehalten werden. Wir haben bis dato eine Reduktion des OP-Betriebes auf 40-50% des vorher üblichen Betriebes heruntergefahren und gehen jetzt sukzessive dazu über, den Betrieb langsam wieder hochzufahren und die OP-Kapazitäten zu erhöhen. Sprechstunden werden wieder abgehalten, natürlich so, dass Patienten nicht gefährdet werden, dass Abstandsregeln eingehalten werde und dass ein Mundschutz getragen wird. Ob und wann wir zu unserem Status „vor Covid-19“ zurückkehren, werden die nächsten Wochen nach der Lockerung der Maßnahmen durch die Bundesregierung zeigen.

Was machen Sie, wenn es zu einem erneuten Anstieg der Covid-19-Erkrankten kommt?
Prof. Dr. med. Thomas Möllhoff: Wir werden gezwungen sein, die Kapazitäten wieder einzuschränken, weil wir in einem solchen Fall das Personal z.B. für zusätzliche Intensivstationen benötigen.

Ist die Gefahr, sich im Krankenhaus mit Covid-19 zu infizieren höher als im normalen Alltag?
Prof. Dr. med. Thomas Möllhoff: Nein, aus meiner Sicht nicht, wenn die Abstandsregeln eingehalten werden und der Mundschutz im Krankenhaus getragen wird. Der „normale“ Patient kommt nicht in Kontakt mit Covid-19- Patienten, da diese auf speziellen abgetrennten Pandemieeinheiten, abseits des normalen Krankenhausbetriebes behandelt werden.

Was raten Sie Patienten, die aktuell zu ängstlich sind, um sich im Krankenhaus behandeln zu lassen?
Prof. Dr. med. Thomas Möllhoff: Ich kann den Patienten nur raten, sich bei Beschwerden in ärztliche Behandlung zu begeben! Der erste Ansprechpartner ist in den allermeisten Fällen sicherlich der Hausarzt des Patienten.

Finden die Sprechstunden in den einzelnen Fachkliniken derzeit unverändert statt?
Prof. Dr. med. Thomas Möllhoff: Ab jetzt finden die Sprechstunden der Kliniken wieder statt, in der Orthopädie und Unfallchirurgie kann man sich zusätzlich zu den Sprechstunden auch per Videotelefonat durch unseren Chefarzt Dr. med. Thomas Quandel beraten lassen. Aber auch hier kann das Videotelefonat die ärztliche körperliche Untersuchung nicht ersetzen.

Wie lange muss aus Ihrer Sicht noch an dem Besuchsverbot für Angehörige festgehalten werden?
Benjamin Michael Koch: Das können wir derzeit leider noch nicht sagen. Hier müssen sich alle Krankenhäuser an die Vorgaben der Gesundheitsämter halten. In Ausnahmefällen und nach vorheriger Rücksprache lassen wir aber auch derzeit schon Besuche zu.

Die Solidarität unter den Mitarbeitenden, die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung und die Spendenflut haben uns überwältigt. Was waren Ihre Highlights in den letzten Wochen?
Benjamin Michael Koch/Sandra Stöbener: Das schöne Motto „Einmal Marienhospitäler, immer Marienhospitäler“ haben wir in dieser Zeit besonders gespürt. Unser Arbeitsklima und der tolle Zusammenhalt aller Stiftungs-Mitarbeitenden war auch vor Corona schon sehr bemerkenswert, aber nun erleben wir einmal mehr, wie Teams zusammenwachsen, ein freundliches Miteinander pflegen und trotz der hohen Belastung mit Ruhe und Zuversicht für die uns anvertrauten Menschen da sind. An dieser Stelle möchten wir uns ausdrücklich bei allen Kolleginnen und Kollegen bedanken, die in dieser herausfordernden Zeit voller Tatendrang, großem Verständnis und trotz der eigenen nachvollziehbaren Sorgen und Ängste mit viel Herzblut für unsere Patienten im Einsatz sind. Wir sind sehr stolz auf unsere „Marienhospitäler“ und wissen, dass wir nur im Team Berge versetzen können.

Danken möchten wir aber auch allen unseren „externen“ Unterstützern für die überwältigende Spendenflut, die uns erreicht hat. Krisen sind auch Zeiten, in denen Menschen zu neuer Solidarität erwachen. Dies zu erleben, gehörte sicherlich zu den wenigen Glücksmomenten in den letzten Wochen.