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„Leben im Sterben“ – Zur Woche für das Leben 2021

Ein Beitrag unseres Krankenhausseelsorgers Dr. Curt Creutz

Dr. Curt Creutz

Diakon
Dr. Curt Creutz

  • Krankenhausseelsorger
  • Telefon: 0241/6006-3190
  • Fax: 0241/6006-3109

Die Woche für das Leben ist eine Aktionswoche der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland. Jedes Jahr wird ein anderes Thema in den Mittelpunkt gestellt, um die Gefährdungen, aber auch den Schutz des menschlichen Lebens in unserer Gesellschaft bewusst zu machen.
In diesem Jahr wird unter dem Motto „Leben im Sterben“ die Sorge um Schwerkranke und sterbende Menschen in Form von palliativer und seelsorglicher Begleitung aufgegriffen.

Sterben und Tod können brutal das Leben durchkreuzen
Menschen erhalten die Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung – nicht nur während der Corona-Pandemie. Die Wirklichkeit von Krankheit und Sterben kann uns zu jeder Zeit einholen und aus der Bahn werfen: sei es am Ende eines langen Lebens, mitten im Alltag durch einen Unfall oder schon kurz nach der Geburt eines Kindes. Dann stellen sich für die Betroffenen viele Fragen: Warum trifft gerade mich dieses Schicksal? Habe ich Chancen, wieder gesund zu werden? Wie gehe ich mit einem sterbenden Menschen um? Wie geht es nach dem Tod für jene weiter, die zurückbleiben?
Vielfache Ängste können aufkommen. Menschen fürchten sich vor starken Schmerzen, vor Einsamkeit und Abhängigkeit, vor dem Verlust der Kontrolle über das eigene Leben. Auch ungelöste Fragen nach Sinn und Schuld oder dem „Danach“ können in der Nähe des Todes bedrängend sein.

Den ganzen Menschen sehen
Die Hospiz- und Palliativversorgung erkennt diese ganzheitliche Bedürftigkeit des Menschen am Ende seines Lebens an. Gerade dann, wenn keine Aussicht auf Heilung mehr besteht, gibt sie die Patientinnen und Patienten nicht auf, sondern nimmt sie umfassend in ihren körperlichen, seelischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen ernst. Wer unheilbar krank ist, verdient die bestmögliche Fürsorge und Pflege.
Den beiden großen Kirchen ist es ein vorrangiges Anliegen, mit den vielen anderen Akteuren der Hospiz- und Palliativversorgung gemeinsam diese Verantwortung für Schwerkranke und Sterbende zu tragen und dabei deutlich zu machen, dass der Mensch in jeder Phase seines Lebens von Gott und von Christen angenommen ist. Dazu heißt es: „Gott hat den Menschen nach seinem Bild geschaffen. Daraus folgt für uns Christen seine unantastbare Würde, die uns verpflichtet, für den Schutz jedes menschlichen Lebens einzutreten. Dazu gehört es, Kranken und ihren Angehörigen in ihrer herausfordernden Situation beizustehen. Der christliche Glaube kann helfen, Hoffnung und Kraftquellen zu entdecken, auch wenn tiefes Leid und Sinnlosigkeit das Leben prägen. Gott lässt die Menschen nicht alleine; nicht im Leben und erst recht nicht im Tod.“
Einen aktuellen Bezug erhält dieses Thema zusätzlich vor dem Hintergrund der sich in Deutschland zur Zeit verändernden Gesetzeslage. Der Gesetzgeber ist gefordert, die Regelung des „assistierten Suizids“ neu zu fassen, nachdem das Bundesverfassungsgericht 2020 den § 217 StGB zum Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung gekippt hatte.

Hilfe durch Taten, statt mit Worten

Auch hier möchten die Kirchen dafür eintreten, menschenwürdige Antworten auf die Bedürfnisse von Schwerkranken und Sterbenden und ihre existentielle Not zu finden. Nicht bloß mit Worten, sondern mit konkreten Taten. Der bedarfsgerechte Ausbau der palliativen und hospizlichen Begleitung sowie die Förderung einer umfassenden Kultur des Lebens in unserer Gesellschaft gehören unbedingt dazu.
Auch wenn sich die meisten Menschen nicht gerne mit solchen Themen beschäftigen – ein Nachdenken darüber, wie wir in unserer Gesellschaft leben – und sterben ! – möchten, tut not.

Wer sich mit diesem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven näher beschäftigen möchte, findet im dazu gehörigen Themenheft eine Fülle von Informationen und weitergehenden Hinweisen. Das Themenheft kann auf der Homepage (www.woche-fuer-das-leben.de) kostenfrei bestellt oder als Datei herunter geladen werden.