COVID-19-Update 2021
Herausforderungen in der Medizin in Zeiten der Pandemie

Chefarzt
Dr. med. Thorsten Winters
- Facharzt für Innere Medizin, Facharzt für Pneumologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin
- Telefon: 0241/6006-1901
- Fax: 0241/6006-1909
- pneumologie@marienhospital.de
Ein Beitrag von Dr. med. Thorsten Winters (Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Pneumologie)
Als ich 2020 meinen ersten Beitrag über COVID-19 geschrieben habe, fiel mir das Verfassen des Textes nicht schwer. Ich konnte von den Herausforderungen der Neugründung einer pneumologischen Abteilung in Pandemiezeiten berichten. COVID war damals eine noch relativ neue Erkrankung und die Beatmungs- und Medikationsempfehlungen änderten sich fast täglich. Pneumologie in Zeiten der Pandemie hatte etwas von Pionierarbeit. Jetzt blicke ich auf ein weiteres Jahr unter COVID mit aktuell deutlich steigenden Fallzahlen zurück, und die globale Lage hat sich geändert: Die Delta-Variante hat mittlerweile die westliche Welt erobert und gerade zeigen sich einzelne Fälle einer neuen Variante (Omikron), deren Bedeutung wir momentan noch nicht richtig einschätzen können. Wir blicken auf einen arbeitsintensiven Winter mit hohen Fallzahlen und teils schwerkranken Patienten zurück, den wir im Team mit Pflegenden und Ärzt*innen gemeinsam gemeistert haben. Der Sommer verschaffte uns hinsichtlich der Pandemie eine kurze Verschnaufpause, allerdings sorgte die Flutkatastrophe auch in unserer Region für eine hohe Auslastung der Krankenhausbetten in Zeiten, in denen normalerweise ein „Sommerloch“ vorherrscht. Seit Anfang des Jahres existiert die Möglichkeit einer Immunisierung, die sehr große Teile der im Krankenhaus Tätigen genutzt haben. Hierdurch entstand für die Mitarbeitenden und Patient*innen im letzten Jahr ein deutlich besserer Schutz vor Ansteckung und vor der Entwicklung schwerer Verläufe. Die meisten COVID-Patient*innen, die im letzten Jahr einen schweren Verlauf hatten, waren ungeimpft. Impfdurchbrüche, die stationär behandelt werden mussten, hatten insgesamt deutlich mildere Verläufe als im letzten Winter.
Dies alles führte zu einem routinierteren Umgang mit COVID-Patient*innen im Krankenhaus, die uns das gesamte Jahr über begleitet haben. Die organisatorischen Herausforderungen lagen in den letzten Monaten besonders darin, ein reibungsloses Nebeneinander von Infizierten, Verdachtsfällen und anderen Krankheitsbildern bei sich regelmäßig ändernder Gesetzeslage zu gewährleisten. Die logistischen Herausforderungen waren für das ärztliche und pflegerische Personal hoch. Rückblickend ist es uns aber sehr gut gelungen, allen Patient*innen bei maximaler Patientensicherheit gerecht zu werden.
Bei der Behandlung von COVID-Infizierten und schwer an COVID-Erkrankten stehen uns Ärzt*innen mittlerweile zusätzliche Medikamente zur Verfügung. Neben einer frühen Gabe von Antikörpern und Virostatika können wir schwere Verläufe neben Dexamethason zusätzlich mit Tocilizumab, einem weiteren Immunsuppressivum, behandeln. Auch verfügen wir über deutlich mehr Routine in der Beatmung und Behandlung der Komplikationen Schwersterkrankter. Einige vielversprechende neue Medikamente werden aktuell in Studien getestet.
Auch wenn die Fallzahlen jetzt kurz vor Weihnachten einen neuen Höchststand erreicht haben und Kliniken in anderen Regionen bereits an der Belastungsgrenze arbeiten, besteht ein Grund zur Hoffnung: Wir haben im Dezember 2021 deutlich mehr Möglichkeiten als noch vor einem Jahr. Das mächtigste Instrument im Wettlauf gegen die Ausbreitung des Virus ist jedoch nach wie vor die Impfung. Dass diese gut vertragen wird und trotz der Delta-Variante effektiv ist, haben weltweit Millionen Geimpfter bewiesen. Wir können nur hoffen, dass der Sieg über die Pandemie nicht letztendlich an der menschlichen Vernunft scheitert.
Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest.
Bitte bleiben Sie gesund!
Ihr Dr. med. Thorsten Winters
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Pneumologie am Marienhospital Aachen