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Burtscheider Kurwesen im Umbruch

Chefärztin Filiz Rahime Durdagi spricht über die Entwicklungsperspektiven für die Rehaklinik „An der Rosenquelle“

Filiz Rahime Durdagi

Chefärztin
Filiz Rahime Durdagi

  • Fachärztin für Innere Medizin, Rehabilitationswesen
  • Ernährungsmedizin, Kardiovaskuläre Präventivmedizin DGPR

Sehr geehrte Frau Durdagi,

erstmal herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung mit dem FOCUS Gesundheit 2019-Siegel als TOP Rehaklinik im Bereich Kardiologie.

Sie betreiben mit der Rehaklinik „An der Rosenquelle“ unter dem Dach der Katholischen Stiftung Marienhospital Aachen eine der zwei großen Rehakliniken in Burtscheid. Über den Rehastandort Aachen und das Burtscheider Kurwesen konnte man in den vergangenen Wochen und Monaten viel in der Presse lesen. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Fragen?

Ich denke, das Kurwesen in Aachen-Burtscheid muss auf jeden Fall erhalten bleiben. Aufgrund jahrzehntelanger Tradition prägt es das Stadtbild und ist nicht nur für uns als Rehaklinik wichtig, sondern für ganz Burtscheid – vor allem auch für die Einzelhändler und Café- und Restaurantbetreiber. Das Kurwesen belebt den Tourismus der Stadt und sichert somit auch viele Arbeitsplätze. Die zentrale Frage in der aktuellen Entwicklung ist aber mit Sicherheit die Standortproblematik. Dies wurde in der Presse ja auch hauptsächlich thematisiert. Hierdurch ergibt sich dann ja automatisch auch eine Um- bzw. Neustrukturierung des Kur- bzw. Gesundheitsangebotes in unserem Stadtteil.

Warum ist es so schwierig, eine Rehaklinik wirtschaftlich zu betreiben?

Dies ist vor allem ein Problem der Krankenkassen bzw. der niedrigen Tagessätze, die die Krankenkassen für die Rehabilitation bezahlen. Die Patienten werden immer älter und kränker und werden immer früher aus den Krankenhäusern entlassen, zum Teil mit noch nicht verheilten Wunden oder unvollständiger Diagnostik. Um diesen Patienten eine adäquate Versorgung und Rehabilitation zu bieten, bedarf es viel Personal, also Pflege, Ärzte, Physio- und Ergotherapeuten sowie Personal in Verwaltung, Speisesaal, Servicekräfte, Reinigung usw. Aber es werden auch viele Medikamente und Verbandsmaterialen benötigt, sowie Laborkontrollen und andere Diagnostik – das alles kostet Geld, wird aber nicht in den pauschalen Tagessätzen berücksichtigt, so dass die Kosten kaum gedeckt werden können.

Ihre Klinik ist baulich in die Jahre gekommen und große Investitionen stehen an. Aber dennoch genießt die „Rosenquelle“ mit dem Gesamtpaket aus ärztlicher, pflegerischer und therapeutischer Leistung einen sehr guten Ruf. Welche Visionen schweben Ihnen für Ihre Klinik vor?

Keine Frage, wir erbringen pflegerisch, therapeutisch und ärztlich sehr gute Leistungen. Was Patienten sich jedoch häufiger wünschen, ist ein Hotelcharakter der Zimmer. Hier können wir den Ansprüchen leider nicht immer gerecht werden. Mit dem aktuellen Tagessatz können aufwendige Sanierungs- und Renovierungsarbeiten jedoch nicht realisiert werden. Wir möchten das Gebäude sanieren und gleichzeitig das Angebot erweitern zu einem Gesundheitscampus Rosenquelle. Dies wäre ein Zugewinn an Attraktivität nicht nur für unsere Rehaklinik, sondern auch für ganz Burtscheid. Gerade aktuell haben wir großflächige Sanierungs- und Umbaumaßnahmen im Untergeschoss der Rosenquelle durchgeführt. Dort hat das Labor Dr. Wisplinghoff seinen neuen Standort.

Sie sprachen die Idee des „Gesundheitscampus“ ja bereits an. Was ist darunter zu verstehen?

Im Rahmen eines Umbaus/Anbaus der Rosenquelle möchten wir das Gesundheitsangebot an diesem Standort erweitern und die Patientenversorgung weiter optimieren. Es wäre denkbar, zusätzlich zur stationären Reha Angebote wie betreutes Wohnen, Seniorenzentren oder Tagespflegen zu etablieren. Auch ein weiteres Ärztehaus, wie bereits am Marienhospital Aachen, wäre eine Überlegung. Zudem wird die Einrichtung einer ambulanten Reha diskutiert, um noch ein größeres Patientenspektrum anzusprechen und zu versorgen.

Wie geht es im zweiten Halbjahr 2019 Ihrer Ansicht nach weiter? Was sind die nächsten Schritte in Politik und im Kurmanagement? Wie stellt sich die Stiftung auf?

Unser Zukunftsmodell für die Rosenquelle steht! Als zertifizierte Einrichtung (nach DIN EN ISO 9001:2015 und DEGEMED 6.0) und als eine der TOP Rehakliniken Deutschlands im Fachbereich Kardiologie (FOCUS Gesundheit 2019) können wir stolz sein auf unsere Leistungen und möchten diese auch in Zukunft weiter aufrechterhalten. Doch jetzt ist erstmal die Politik am Zug und muss die notwendigen Entscheidungen treffen. Ich denke, dass dieses Jahr noch entschieden wird, wie die Zukunft für das Kur- und Rehawesen in Burtscheid aussehen wird.