Nadine Meisen

Ärztliche Leitung
Nadine Meisen

  • Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie
  • Zusatzbezeichnung Akupunktur

Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule

Degenerative Veränderungen der Lendenwirbelsäule und die damit einhergehenden symptomatischen Krankheitsbilder zählen zu den am häufigsten auftretenden Beschwerden in den Industrienationen der westlichen Welt. Die Jahresprävalenz von behandlungsbedürftigen Beschwerden liegt in Deutschland zwischen 45 und 65%.

Der lumbale Bandscheibenvorfall ist eine Verlaufsvariante der Bandscheibendegeneration und stellt das häufigste Krankheitsbild der Lendenwirbelsäule im mittleren Lebensalter dar.

Epidemiologie und Ätiologie

Die Jahresprävalenz lumbaler Bandscheibenvorfälle liegt in den westlichen Industrieländern im Durchschnitt zwischen 1 und 2,5 %, zeigt aber eine deutliche Altersabhängigkeit mit einem Gipfel zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.

Lumbale Bandscheibenvorfälle zeigen eine leichte, gelegentlich ein Verhältnis von 2:1 erreichende, Geschlechtspräferenz für Männer.

Etwa 90% aller lumbaler Bandscheibenvorfälle betreffen die beiden unteren Bewegungssegmente L 4/5 und L 5/S1, wobei mit zunehmendem Alter häufiger die Etagen oberhalb von L5/S1 betroffen sind.

Pathophysiologie der Bandscheibendegeneration

Die lumbale Bandscheibe ist das größte bindgewebige Organ, das ab dem Erreichen des Zweifüßlergangs über keine eigene Blutversorgung mehr verfügt. Diese Tatsache und das Zusammenwirken weiterer Faktoren wie Alter, Gewicht, sportliche oder berufliche biomechanische Belastung sowie anatomische (Lendenlordose) und konstitutionelle Faktoren (genetische Prädisposition) beeinflussen den bereits im frühen Kindesalter einsetzenden Degenerations-prozess der Bandscheibe.

Anamnese und Symptomatik

Für die klinische Symptomatik des Bandscheibenvorfalles sind mehrere Faktoren verantwortlich. Zunächst kommt es durch die Vorwölbung der Bandscheibe zu einer mechanischen Irritation oder Kompression der benachbarten Nervenstrukturen.
Die Schmerzentstehung ist eine Kombination von mechanischer Irritation und der dadurch ausgelösten lokalen Ausschüttung von Entzündungsmediatoren.

Anamnese:

  • Familien- und Sozialanamnese
  • Beginn der Symptome
  • Lokalisation der Schmerzen
  • Art der Schmerzen (lageabhängig, bewegungsabhängig)
  • Neurologische Symptome (Sensibilitätsstörungen, Schwächegefühl)
  • Probleme beim Wasserlassen/Stuhlgang
  • Einfluss der Symptome auf die individuelle Lebensqualität
  • Bisherige Therapiemaßnahmen
  • Diagnostik

1. Klinische Untersuchung

2. Röntgenuntersuchung der LWS in 2 Ebenen bei Verdacht auf Deformität oder Instabilität

3. Kernspintomografie / MRT

Gibt Aufschluss über Lokalisation und Morphologie des Bandscheibenvorfalles sowie über das Ausmaß der Nervenkompression

4. Ggf. neurologische Zusatzuntersuchung bei Wurzelreizsyndromen mit neurologischen Ausfallerscheinungen

Therapeutisches Vorgehen

Bei mehr als 80% der Patienten mit einem lumbalen Bandscheibenvorfall als Erstereignis bessert sich die initiale Symptomatik durch konservative Therapiemaßnahmen.
Innerhalb eines Jahres erleiden 30-50% einen Rückfall, wovon dann wiederum bei etwa 50% aufgrund von fehlender Besserung der Symptomatik eine OP-Indikation gestellt wird.

NOTFALLOPERATION: Etwa 1-1,5 % der Patienten zeigen eine akute Blasen- und Mastdarmstörung oder akute Lähmungserscheinungen der Extremitäten und stellen somit einen absoluten operativen Notfall dar. Dies muss schnellstmöglich -jedoch spätestens innerhalb von 24 Stunden- erfolgen, da die Rückbildungsfähigkeit neurologischer Ausfälle eng mit der präoperativen Symptomdauer korreliert.

Therapieziel

Das Therapieziel ist die Rückbildung der radikulären Symptome und die soziale und berufliche Wiedereingliederung des Patienten in einem Zeitraum von < 3 Monaten, um eine Chronifizierung der Beschwerden zu vermeiden.

Konservative Therapiemaßnahmen

  • In der akuten Schmerzphase kann eine kurze Bettruhe (< 48 Stunden) indiziert sein
  • Orale oder intravenöse Schmerztherapie nach WHO-Schema
  • Ggf. Einnahme von Muskelrelaxanzien
  • Infiltrationen mittels Glukokortikoiden und Lokalanästhetika
  • CT-gesteuerte periradikuläre oder epidurale Injektionen
  • Physikalische Maßnahmen wie Wärmetherapie mittels Fango, Rotlicht, Heizkissen
  • Physiotherapie
  • Akupunktur
  • Tape-Verbände