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Hämodialysezugänge

Bedingt durch die demographische Entwicklung und das größer werdende Indikationsspektrum für eine „Blutwäsche“ (Niereninsuffizienz, Lipidapharese etc.) nimmt die Anzahl der Patienten mit einer Indikation zur AV-Fistelanlage stetig zu. Zudem wächst mit zunehmender Lebenserwartung der Patienten mit AV-Fisteln auch die Rate von Spätkomplikation dieser AV-Fisteln an.

Dr. med. Klaus-Thilo von Trotha

Chefarzt
Dr. med. Klaus-Thilo von Trotha

  • Facharzt für Gefäßchirurgie und Viszeralchirurgie, Endovaskulärer Spezialist, Endovaskulärer Chirurg
Prof. Dr. med. Jochen Grommes

Chefarzt
Prof. Dr. med. Jochen Grommes

  • Facharzt für Chirurgie und Gefäßchirurgie
  • Endovaskulärer Chirurg
  • Endovaskulärer Spezialist

Aus diesen Gründen nimmt die Shuntchirurgie konstant an Wichtigkeit im gefäßmedizinischen Alltag zu.

Die Anlage von AV-Fisteln zur Hämodialyse bieten wir mit einem möglichst kurzen stationären Aufenthalt oder auch ambulant an. Ebenso führen wir Revisionen von Shuntkomplikationen durch. Die Verwendung von Kunststoffprothesen kommt bei uns erst wenn keine autologe Möglichkeit mehr besteht, so dass deren Einsatz bei uns nur sehr limitiert vorkommt.

Bis eine AV-Fistel zur Dialyse genutzt werden kann, sind häufig einige Wochen, zur sogenannten „Reifung“ der Vene abzuwarten. Sollte in dieser Zeit bereits eine Dialyse notwendig sein, implantieren wir einen Vorhof- oder auch Demerskatheter, der dann später, bei gut funktionierender AV-Fistel ambulant in einer örtlichen Betäubung wieder explantiert werden kann. Bei allen diesen Prozeduren sind wir bestrebt, in Absprache mit der Heimdialyseeinheit die Anbindung dorthin möglichst schnell wiederherzustellen.

Dringliche Revisionen können Sie jederzeit tagsüber in unserem Sekretariat und am Wochenende und abends über den diensthabenden Gefäßchirurgen 0241/6006-0 anmelden.

Was ist ein Shunt?

Die Nieren sind in unserem Körper für die Ausscheidung von sauren Stoffwechselprodukten und überschüssigem Wasser zuständig. Wenn sie in ihrer Funktion nachlassen, kommt es zu einer langsamen Vergiftung des Körpers durch diese Abfallprodukte. Sinkt die Nierentätigkeit auf 10 – 15% herab, ist eine Dialyse (Blutwäsche) erforderlich, um das Blut zu reinigen. Dazu ist ein ständiger Zugang zu den Blutgefäßen nötig.

Unter einem Shunt versteht man eine Querverbindung zwischen einer Schlagader (Arterie) und einer Vene.In der Schlagader liegt ein höherer Blutdruck vor als in der Vene. Dieser Druck führt zu einer Aufdehnung der Vene, die Venenwand verdickt sich, so dass diese leicht durchstochen (punktiert) werden kann. Damit ist ein einfacher Zugang für die Dialyse möglich. Meist wird der Shunt an einem Arm angelegt.

Wann wird ein Shunt angelegt?

Für die Blutwäsche (Dialyse) muss dreimal pro Woche eine Kanüle in den Shunt gestochen werden, um das Blut zur Reinigung aus dem Körper zu pumpen. Ein so häufiges Anstechen (Punktieren) verträgt eine normale Vene nicht, sie würde sich entzünden und verkleben. Außerdem fließt nicht genügend Blut durch sie hindurch. Die Schlagadern wiederum sind zu schmal zum Punktieren und liegen recht verborgen. Deshalb muss für die Dialyse ein Shunt operativ angelegt werden.

Es dauert in der Regel 6 – 8 Wochen bis der Shunt zum ersten Mal für die Dialyse genutzt werden kann. Die Operation sollte deshalb möglichst frühzeitig erfolgen, damit der Shunt zur Verfügung steht, wenn mit der Blutwäsche begonnen werden muss.

Welche Untersuchungen sind vor der Operation notwendig?

In einer klinischen Untersuchung wird der Arzt die Venen an Ihren Armen genau abtasten und abhören, zusätzlich wird eine Blutdruckmessung an beiden Armen durchgeführt. Mit Hilfe eines Ultraschallgeräts wird eine farbkodierte Duplexsonographie durchgeführt, um den Verlauf und den Durchmesser der Venen sowie das Flussverhalten des Blutes exakt beurteilen zu können.

Wie wird ein Shunt angelegt?

Die Operation erfolgt meist in Lokalanästhesie oder örtlicher Betäubung, seltener in Narkose. Wenn es die Blutgefäße zulassen, wird der Shunt meist am Unterarm angelegt. Es besteht aber auch die Möglichkeit auf die Ellenbeuge, den Oberarm oder den Oberschenkel auszuweichen. Dabei wird über einen kleinen Schnitt die Haut eröffnet, um Schlagader und Vene aufzusuchen.

Die Vene wird durchtrennt und auf die Schlagader aufgenäht. Das andere Ende der Vene wird verschlossen. Meist ist diese direkte Verbindung möglich. Jedoch bei ungünstigen Verhältnissen (z.B. sehr dünne Gefäße) werden Vene und Arterie durch eine künstliche Ader (Prothese) oder eine eigene, entbehrliche Vene (z. B. aus dem Bein) verbunden.

Wie geht es nach der Operation weiter?

Je nach Gesundheitszustand und Genesungsgrad kommt eine Entlassung in den ersten drei Tagen nach der Operation in Frage. Die Fäden sollten am 10. postoperativen Tag gezogen werden. Im Laufe der nächsten Woche kommt es zur Ausprägung („Reifung“) des Shuntes. Diese sogenannte Reifung kann wesentlich durch tägliches „Shunttraining“ (z.B. Handübungen mit Ball oder Gummiring) beschleunigt werden. Hierzu erhält jeder Patient eine genaue Einweisung von unseren Fachärzten.

Eine erste Punktion kann letztendlich nach ca. 6 Wochen erfolgen. Falls Kunststoff eingesetzt wurde, kann dieser nach abgeschlossener Wundheilung punktiert werden. Die weiteren Kontrollen übernehmen Nephrologen (Dialyseärzte).