Erkrankungen der Hauptschlagader (Aorta)
Die konventionelle Operation des Bauchaortenaneurysmas wird bereits seit vielen Jahrzehnten durchgeführt und ist heutzutage, selbstverständlich auch bei uns im Marienhospital Aachen ein Routineeingriff. Aufwendiger sind die komplexen Aneurysmen, welche bis zu den Abgängen der Nierenarterien reichen oder gar darüber hinaus, da bei diesen Aneurysmen die Gefahr besteht, die Durchblutung der Nieren- und Viszeralarterien zu kompromittieren. Für diese Fälle verfügen wir sowohl über die notwendige technische Ausstattung als auch über eine ausreichende, operative Erfahrung sowie das interdisziplinäre Know-how.
Seit der Einführung der endovaskulären Ausschaltung von Aortenaneurysmen (Stentprothese) 1991 hat sich diese Methode stark durchgesetzt. Auch wir bieten dieses Verfahren an, und sind somit in der Lage, alle aktuellen Therapieformen gleicher Qualität anbieten zu können und haben somit die Möglichkeit, die für den Patienten individuell beste Lösung durchführen zu können.
Die endovaskulären Verfahren ermöglichen auch die Therapie thorakaler Aortenaneurysmen (TAA) bei Patienten und sind für dieses Krankheitsbild eine enorme Bereicherung unseres therapeutischen Arsenals.
Was ist ein Aortenaneurysma?
Ein Aneurysma ist die Erweiterung eines Blutgefäßes um mehr als 50% seines Durchmessers (> 1,5fach). Die Hauptschlagader stellt dabei das größte Blutgefäß des menschlichen Körpers dar, in dem sauerstoffreiches Blut zur Versorgung der unterschiedlichen Organe und Körperregionen fliest. Etwa 80% aller Aneurysmen der Hauptschlagader befinden sich im Bauchbereich unterhalb der Nierenarterienabgänge.
Was sind die Folgen?
Aufgrund des pulsatilen Drucks des Blutstroms in der Hauptschlagader kann eine Erweiterung platzen (Ruptur). Das Risiko des Platzens erhöht sich dabei mit der Größe des Durchmessers. Aber auch andere Risikofaktoren beeinflussen die Wahrscheinlichkeit einer Aneurysmaruptur. Dazu zählen insbesondere die Form des Aneurysmas (sackförmig), Bluthochdruck, obstruktive Lungenerkrankungen, Rauchen oder eine familiäre Veranlagung. Die Ruptur des Aneurysmas kann schnell zum inneren Verbluten führen. Auch wenn eine Notoperation möglich ist – fast 80% der Patienten erreichen nicht mehr das Krankhaus und in 90% der Fälle endet eine Ruptur tödlich
Wie kann man ein Aortenaneurysma entdecken und welche Beschwerden macht es?
In der Regel macht ein Aortenaneurysma keine Beschwerden, so dass oftmals die Diagnose nur zufällig gestellt wird. Die Diagnose eines Aortenaneurysmas kann mittels verschiedener bildgebender Verfahren gesichert werden. Die einfachste Untersuchungsmethode stellt dabei die Ultraschalluntersuchung dar, mit der Aneurysmen auch im Verlauf kontrolliert werden können, falls noch keine Operation notwendig ist.
Zur genaueren Beurteilung und Planung der geeigneten operativen Therapie sollte eine Computertomographie-Angiographie durchgeführt werden. Auch die Magnetresonanztomographie kann ein Bauchaortenaneurysma darstellen, ist aber aufgrund der langen Untersuchungsdauer und der Störanfälligkeit bzw. Nicht-Durchführbarkeit bei metallhaltigen Implantaten im Körper bei der Diagnostik nur von untergeordneter Bedeutung.
Die Beschwerden eines Bauchaortenaneurysmas sind schwer zu erkennen und äußern sich meist in Bauch- oder Rückenschmerzen. Dadurch kann es oftmals zu Verwechslungen mit anderen Erkrankungen kommen.
Bei sehr schlanken Patienten oder sehr großen Aneurysmen lassen sich diese als pulsierender Tumor im Bauchraum tasten.
Wenn das Aneurysma platzt, bestehen meist Vernichtungsschmerzen im Bauch oder Rücken. Durch den daraus resultierenden Blutverlust kann es schnell zur Kreislaufschwäche bis hin zur Bewusstlosigkeit kommen.
Wichtig ist auch, dass andere Stellen des Körpers auf Gefäßaneurysmen untersucht werden, da diese bei Patienten mit einem Bauchaortenaneurysma auch betroffen sein können. Als wichtigste Stellen zählen dazu die Kniekehlen-, Leisten- und Halsregion.
Wann muss ein Bauchaortenaneurysma behandelt werden?
Die Notwendigkeit einer Operation hängt insbesondere vom Durchmesser, aber auch von der Form des Aneurysmas ab. Notwendig wird eine OP meist ab einem Durchmesser von ca. 5 cm. Bei raschem Größenwachstum, symptomatischem Aneurysma sowie bei Aneurysmen mit spezieller Form muss unter Umständen auch schon bei geringerem Durchmesser operiert werden.
Das Operationsrisiko für Aortenaneurysmen hängt von mehreren Faktoren ab (u.a. Lokalisation, Gesundheitszustand des Patienten). Eingriffe an spezialisierten Kliniken weisen dabei aber auf Grund ihrer Erfahrung mit Abstand das geringste Operationsrisiko auf.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Konservative Therapie
Bei Aneurysmen, die noch nicht die Voraussetzung für eine operative Behandlung erfüllen, sollte eine medikamentöse = konservative Therapie durchgeführt werden. Diese muss individuell an die Situation des Patienten angepasst werden und beinhaltet u.U. Medikamente zur Blutdruck- und Cholesterinsenkung, aber auch zur Hemmung der Funktion der Blutplättchen.
Auch der Patient kann zu einer Verminderung des Risikos beitragen, indem er eine gesündere und bewusstere Lebensführung wählt.
Offene Operation
Bei der offen-chirurgischen Operation wird über einen Bauchschnitt bzw. über einen Schnitt am Brustkorb der erweiterte Abschnitt der Hauptschlagader durch eine sogenannte Gefäßprothese ersetzt. Dabei wird diese Prothese im Sinne eines „Ersatzrohres“ an die gesunden Anteile der Hauptschlagader angenäht. Der Vorteil dieses Operationsverfahrens liegt darin, dass nur wenige Nachuntersuchungen und sehr selten Folgeeingriffe erforderlich sind. Nachteile bestehen in der größeren Herzbelastung während der Operation, dem größeren Zugangsweg mit Eröffnung der Bauchhöhle und in der längeren Erholungsphase nach der Operation.
Endovaskuläre (minimalinvasive) Operation
Bei der minimalinvasiven Operation (EndoVascular Aneurysm Repair) wird eine zusammengefaltete Stentprothese über die Leistenschlagadern in die Hauptschlagader eingebracht und dort unter Röntgenkontrolle entfaltet. Nun fließt das Blut durch die in der Hauptschlagader liegende Prothese und nicht mehr durch das Aneurysma. Der Vorteil dieser Methode ist die geringe Herzbelastung, so dass dieses Verfahren auch bei herzkranken Patienten angewandt werden kann. Darüber hinaus erfordert die Operation nur zwei kleine Schnitte in der Leiste, eine sehr rasche Erholung nach der Operation ist die Regel.
Zur Behandlung von längerstreckigen Aneurysmen können u.U. Spezialprothesen notwendig sein, die kleine Öffnungen oder Ärmchen besitzen, um betroffene Organarterien miteinbeziehen.
Allerdings erfordert dieses Verfahren gelegentlich Folgeeingriffe, die jedoch meist über risikoarme Katheterverfahren durchgeführt werden können. Darüber hinaus müssen langfristig regelmäßige Nachuntersuchungen mittels Ultraschall und Computertomographie (CT) erfolgen.